Au Süd

Quelle: Outdooractive Climbing, Autor: Fritz Amann

Routenübersicht Au Süd
3. Seillänge (VI+) am Riss

Beschreibung

Routenanzahl: 18 Mehrseillängenrouten

Fels: Granit/Gneis

Schwierigkeit: VI bis VIII

Absicherung: sehr gut

Ausrichtung: Süden (nach Regen schnell wieder trocken)

Tolles Ambiente: Hochgebirgslandschaft, kein Lärm, über andere Kletterer freut man sich, kurzer Zustieg, vernünftige Preise

Das Zillertal hat sich dem Klettertourismus geöffnet. Kletterer sind dort nun nicht mehr nur geduldet, sondern inzwischen als Gäste gerne gesehen. Viele Klettergärten wurden saniert, zusätzlich mit Parkplätzen, Toiletten und Zustiegen gut ausgestattet. Manch Senior-Kletterer mag den alten Zuständen am Fels vielleicht nachtrauern, eine Alternative zur modernen Entwicklung gab es wahrscheinlich nicht, denn die Anzahl der Kletterer stieg enorm. Waren vor 1990 am Wochenende 2-3 Seilschaften in den „Ewigen Jagdgründen“ unterwegs, so muss man diese Felsen heute am Wochenende wegen Überfüllung fast meiden. Möchte man den Massen entgehen, kann man zum Beispiel nach „Au Süd“ fliehen.

Inzwischen gibt es in „Au Süd“ 18 lange Routen. Meist handelt es sich um Touren überwiegend im 6. Grad mit Passagen im 7. Grad (UIAA). Wenige Klettereien haben Stellen im 8. Grad. Die kürzesten Touren sind 3 Seillängen lang, oft sind sie 4 bis 6 Seillängen (dort muss man abseilen), viermal 10-13 Seillängen (Fußabstieg). Die Wand ist voll südseitig ausgerichtet, was bei den häufigen Gewittern am Alpenhauptkamm ein entscheidender Vorteil ist. Regnet es am Abend stark, ist die Wand am nächsten Tag nach 1-2 Stunden Sonne flott wieder trocken. Auch früh im Jahr (Ostern) oder sogar noch im November kann man dort mit etwas Glück klettern. Ein weiterer Riesenvorteil: Mit 20 Minuten Zustieg ist die Wand selbst „Frankenjura-Beinchen“ zuzumuten. Beim Gestein handelt es sich um Granit/Gneis. Speckige Griffe wird es hier wohl nie geben, die Reibung ist fantastisch, allerdings sind manchmal auch die Füße mit exaktem Stehen gefragt. Die Kletterei insgesamt ist fast nie steil, eher senkrecht oder leicht geneigt. Manchmal fordern flachere Passagen eine gute Fußtechnik, jedoch nur wenige Stellen sind wirklich fiese Plattenkletterei. Jetzt muss aber ehrlicherweise auch genannt werden, dass es sich um keine imposante Wand handelt. In einer imposanten Granitwand gibt es aber auch keine Touren im 6. oder 7. Grad. Immer wieder durchziehen Bänder die Wand. Das ist einerseits angenehm, weil man am Stand oft bequem im Schatten eines Baumes stehen kann, andererseits muss man manchmal einige Meter über Gras oder zwischen Bäumen hochsteigen. Manchmal klettert man gesuchte Passagen durch den Wald. Die Absicherung erhält 4 von 5 Sternen (vergleichbar mit der Alpawand in BGL oder dem Urlkopf in Lofer), also stets (sehr) fair, aber klettern muss man schon noch. Wer eine Chance hat, die Route Onsight zu klettern, wird nicht zittern müssen. Zu vernünftigen Preisen kann man am „Gasthof in der Au“ übernachten (oder zelten) und essen. Ein stets aktuelles Topo liegt im Gasthof aus. Alle Touren kommt man mit einem 70 m Seil wieder runter, ein Doppelseil ist angenehmer, aber nicht zwingend notwendig, Knoten in den Seilenden beim Abseilen jedoch schon.

Wichtig: Wer sich ein Auto oder sogar einen VW-Bus leisten kann, soll bitte nicht wild campieren und in der Gegend sein Geschäft hinterlassen, höchstens mit dem Rad Anreisende dürfen das!

Zusammenfassung: Die gegliederte Wand mit sehr gutem Fels bietet stressfreies Klettern. Auch Mehrseillängenanfänger, die einen 7er im Klettergarten hochkommen, werden hier ihre Freude haben. Die Linienführung ist klar (den Bolts hinterher), die Stände haben zum Abseilen Ringe. Was ein Helm und eine Prusikschlinge sind, sollte man wissen. Im flacheren Gelände beim Abseilen den Seilersten ablassen, sonst gibt es vor allem an selten auf Bändern quer liegenden Bäumen Seilverhau (Knoten am Ende!). Natürlich sind die Felsen am Mont Blanc oder – in der Schweiz weit oben – besser, imposanter, schöner. Dafür fährt man nach Au Süd aber keine 10 Stunden, zahlt keine 60 Euro für eine Seilbahn, hat keine 4 Stunden Zustieg, biwakiert nicht am Gletscher und wird bei einem Gewitter nicht eingeschneit. Ist die Saison länger als wenige Wochen, ist es nach wie vor ziemlich einsam. Man kann eben nicht alles haben.

Ein wichtiger Appell: Die Nadeln der auf Bändern stehenden Fichten lagern sich in Rissen und Griffen ab. Jeder Kletterer soll bitte pro Tag, den er dort verbringt, 2 Minuten den Fels putzen, damit die Touren gut kletterbar bleiben. Ein kleines Werkzeug befindet sich am Wandfuß. Herzlichen Dank.

18 Mehrseillängenrouten im Klettergebiet Au Süd (SL=Seillänge/n):

  • Umleitung
    (100 m, 7- ) **(*) Nach kurzem, hässlichem Einstieg ein bissiger, aber guter Fingerriss, ab der 2. SL geht es in eine nette Querung über, die letzte SL ist dann mit der „Chickenheads plaisir“ identisch
  • Halb breit
    (60 m, 8- ) ***(*) 1. SL: Körperriss oder Piazen, beides geht nicht wirklich gut. 2. SL: Stehen wie in den 80er Jahren auf extrem kleinen Kristallen. Geschmackssache, aber garantiert nicht „0815“. Wurde im Vorstieg eingebohrt, ohne vorheriges Erkunden!
  • Chickenheads plaisir
    (90 m, 7 ) ****(*) 1. SL: abdrängende Querung; 2. SL: schöne große Kristalle (Chickenheads) zum Festhalten – ein Traum; 3. und 4. SL: Bewegungsgefühl!; die letzte SL ist leider etwas gesucht; ab SL 3 ist immer wieder gutes Stehen gefordert
  • Enttäuschung und Verzweiflung
    (80 m, 7 und einmal A0 oder 8) ***(*) Wichtig: Name ist ironisch gemeint! Von allem etwas. Klettert man am Dach in der 1. SL einen Haken A0, hat man eine sehr gute Tour im 7. Grad. Sieht von unten abweisend aus, ist aber wirklich gut
  • Leider geil
    (90 m, 8-) **** Name ist Programm, besonders die Kante der 2. SL ist etwas Besonderes. In der 1. SL muss man ganz schön zupacken, außerdem ist sie knifflig, aber immerhin steile Wandkletterei
  • Silbermond
    (170 m, 7 oder 6+ und kurz A0) *** Oft toller Fels, nur die 2. Hälfte der 2. SL ist rustikal. Klettert man die 5 m Platten-Steh-Passage (Fußtechnik! - Geschmackssache) in der 5. SL A0, hat man eine tolle lange Route im 6. Grad. Die 3. Seillänge ist absolut genial.
  • Kuss oder Bus
    (120 m, 7) ****(*) Vom Einstieg aus unscheinbar. 4. SL: sicher eine der besten der ganzen Wand; letzte SL: wackelig. Top-Tour
  • Pickel aus dem Sack
    (140 m, 7) ***(*) Gewöhnungsbedürftige Kletterei, oft wackelig auf den Füßen und viel Gleichgewicht, trotzdem wenig Reibungskletterei; gute Passagen, aber auch kurze mäßige Passagen; im gesamten keine schlechte Tour
  • Fast wie in der Halle
    (130 m 7+) ***(*) Name ironisch. 1. SL macht Appetit aufs (Riss-)Klettern. 2. SL leider Wald (nicht abschrecken lassen!), gleich danach wieder top: oben ein toller, weißer Piazriss, ganz oben ausgesetzt (vor allem das freihängende Abseilen)
  • Eierschwammerlsackerl
    (65 m, 6+ ) ** Leider ist die leichteste Route an der ganzen Wand auch die Schlechteste. Trotzdem nett, mehr aber auch nicht. Auf einem Band kann man oft das Abendessen ernten. Die 2. SL quert nach rechts weg.
  • HappyGranit
     *****, oft steile und kräftige Tour; fast immer tolle Wandkletterei; 10 SL; sehr anhaltend 7+ und 8- ; der Kamin ist der Hammer
  • Supersommer
    (häufig 6 und 6+; SL 5 und SL 7 jeweils kurz 7-) ***** Gesamt 11 Seillängen. Alle Klettertechniken sind gefordert. Unbedingt absteigen, den gelben Punkten hinterher. Ein gutes Topo gibt es bei hier; nach 2 Jahren über 80 Seilschaftswiederholungen
  • Monsterbolts
     ****, 13 SL anhaltend 7; eher Wandkletterei und oft fußtechnisch anspruchsvolle Passagen
  • Bodybuilding und Ballett
    (60 m 7) **** Name ist absolut Programm: 1. SL: wirklich top, eine nach rechts ziehende Hangel; 2.SL. an der Schlüsselstelle nach unten (!) steigen; 3. SL exakte Wandkletterei erforderlich
  • Geburtstagsstour
    ****; für Josef Brüderl zum 60ten; durchgehend 6+ und 7-; alles geboten; wirklich richtig gut; könnte ein Klassiker werden; (man kann zum Reinschmecken nur die ersten 3 Seillängen klettern und vom 3. Stand 50 m auf einmal gerade herunter abseilen)
  • Taxgratn Walzer
    (100 m, 8- ) **** Der Riss in der 3. SL ist klasse, die Chickenheads in der 4. SL auch.
  • 50er Krise
    (100 m 7-) **** Interessante Tour, oben ausgesetzt
  • Sport macht glücklich
    (100 m, 7-) **** 5 kurze Seillängen, immer wieder durch Bänder unterbrochen. Mit dreimal A0 in der 4. Seillänge (frei 8+) hat man eine schöne 7er Tour.

Kontakt

Österreich

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Man fährt mit der Bahnlinie Innsbruck Kufstein bis Jenbach und weiter mit der Zillertalbahn nach Mayerhofen. Von dort mit dem Bus Nr. 8328 weiter in den Zillergrund bis zum Gasthof in der Au.

Anfahrt

Man verlässt die Inntal Autobahn A12 an der Anschlussstelle Wiesing und fährt auf der B169 ins Zillertal. Kurz vor Mayerhofen biegt man links in den Zillergrund ab. Oberhalb des langen Tunnels befindet sich die Mautstelle. Die Maut kostet € 8,00/PKW (Stand 2021). Pro Tag werden nur 100 Autos in den Zillergrund eingelassen. Alternativ kann man auch bequem mit dem Bus fahren.

Parken

Großer Parkplatz am Gasthof in der Au, alternativ kann man auch etwas näher an den Einstiegen an der 2. Kehre (Rechtskehre) nach dem Gasthof parken. Hier aber bitte die Land- und Forstwirtschaft nicht behindern. Da man sich damit jedoch nur 5 Minuten einspart, sollte man einfach direkt unten beim Gasthof parken.

Aktivitäten in der Umgebung

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