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Weiher Koo – ein Biotop mit Geschichte
Quelle: Landratsamt Lindau (Bodensee), Autor: Gerhard Hutter
Beschreibung
Der Weiher bei Koo wurde schon im 18. Jahrhundert zur Eisproduktion für die lokalen Brauereien aufgestaut. Heute ist das Naturjuwel ein Biotop und die Heimat von einigen sehr seltenen und stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.
Eis fürs Bier
Ende des 18. Jahrhunderts gab es noch vier Kleinbrauereien in Hohenweiler und diese benötigten Eis zum Kühlen des Biers. Eine Feuchtsenke in Koo wurde aufgestaut, um im Winter aus dem gefrorenen Weiher das Eis zu entnehmen. Das Eis wurde von Hand ausgesägt oder ausgehackt, auf Pferdefuhrwerke verladen und in einen der nahen Bierkeller im Bubenried (Abb. 2) transportiert. Bisweilen wurde das Eis sogar bis nach Lochau zur Brauerei Reiner und zur Brauerei Weberbeck nach Bregenz geliefert. Mit dem Schließen der Brauereien wurde kein Eis mehr benötigt. Der „kleine See“ im Weiherfeld verlandete allmählich und die Natur eroberte die Feuchtfläche wieder zurück.
Ein Kleinod– stetig gehegt und gepflegt
Anfang der 80er Jahre aktivierten einige Naturliebhaber den Weiher wieder - ein naturnahes Biotop mit offener Wasserfläche wurde geschaffen. Durch die Lage weitab von großen Straßen und Ansiedlungen herrscht zu allen Jahreszeiten viel Ruhe an seinen grünen Ufern. Unterschiedliche klimatische Bedingungen und Wasserverhältnisse sowie Nutzung der angrenzenden Landwirtschaftsflächen führen zu einer stetigen Verlandung, sodass im Winter 2015/2016 wieder einer Sanierung dringend nötig wurde (Abb. 3). Für den Erhalt des Weihers muss der Schilfgürtel zukünftig regelmäßig gemäht und der Zu- und Ablauf intakt gehalten werden:
Auflandung: 1,5 m in 30 Jahren, 5 cm/Jahr
Entnahme: 1.000 m³ Schlamm mit ca. 64 t
Distanz: ca. 70 m von Einlauf bis Ablauf
Tiefe: 2 m an der tiefsten Stelle
Volumen: 1.500 m³ Wasser
Das Naturjuwel „Weiher Koo“
Das Biotop entwickelte sich zu einem „Kleinod“ in der Landschaft. Wegen seiner Naturwerte wurde der Weiher bereits 1987 in das Biotopinventar Vorarlberg aufgenommen. Unter BIOTOP wird dort der Standort einer in sich mehr oder weniger geschlossenen Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren verstanden.
Beim „Weiher Koo“ handelt sich um ein künstlich aufgestautes Gewässer, das als Weiherbiotop mit Röhrichtgürtel, Seerosen etc. gestaltet wurde. Die Ufervegetation und die Gesamtausstattung wirken heute sehr naturnah, einige teils sehr seltene und stark gefährdete Arten haben hier ein Refugium gefunden.
Am Weiher im Koo sind einige in Vorarlberg geschützte und seltene Arten zu finden, wie etwa der Silber-Rohrkolben, die Sumpf-Schwertlilie, die Weiße Seerose und der Froschlöffel. Der Weiher im Koo ist ein wertvolles Laichgewässer für die lokale Amphibienwelt, zu finden sind dort die Erdkröte, der Grasfrosch und der Bergmolch (Abb. 4).
Achtung Krötenwanderung
Alljährlich finden im Frühjahr Krötenwanderung zwischen dem Weiher und den nahegelegenen Waldflächen statt. Dabei müssen die Amphibien eine Gemeindestraße queren, was vielen von ihnen zum Verhängnis wird. Bereits vor rund 20 Jahren hat daher eine Privatinitiative zunächst händisch die Amphibien gesammelt und in den Weiher gesetzt. Bald wurde ein Froschtunnel errichtet und alljährlich Krötenzäune während der Krötenwanderzeit aufgestellt. Diese „Rettungsaktion“ wird auch heute noch von Gemeinde und Engagierten durchgeführt.
Kinder beteiligen
Der Erhalt von Kleingewässern als wichtigen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen gewinnt durch den stetigen Nutzungsdruck zunehmend Bedeutung im Naturschutz… und auch Kinder interessieren sich bereits für den Naturschutz. Welche Gedanken schwirren Kinder durch den Kopf? Was brauchen Kinder, damit es ihnen gut geht?
Eindrücke aus dem Kinderbeteiligungsprojekt „Weiher Koo“ der 1. Volksschulklasse: Pause machen, gemütlich sitzen und jausnen, Wildwiesenblumen säen als Nektar für die Bienen, kein Gift spritzen und Gülle zu nahe am Weiher ausbringen, ein Fernrohr oder eine Brücke über den Weiher zum Tiere und Pflanzen beobachten, Müllkübel für Abfall und Zigarettenkippen, Umweltdetektive achten auf den Ort, Seerosen sind Lieblingsplatz für Frösche zum Rasten und Quaken; Umweltschutz beginnt im Kleinen (Abb. 5).