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Wehrkirche St. Walpurga Bad Steben
Quelle: Vogtland - Sinfonie der Natur
Beschreibung
Die alte Wehrkirche in Bad Steben gehört zu den imposantesten Kirchenbauten des bayerischen Vogtlandes.
Vielleicht reicht der schlanke, turmähnliche, von einem Dachreiter gekrönte Bau noch ins 13. Jahrhundert zurück. Sein heutiges Aussehen verdankt er der Zeit nach 1430 bzw. 1444, als erst die Hussiten und dann ein Nürnberger Heer auch Steben nicht verschonten. Danach wurde das Wehrgeschoss aufgesetzt. Um 1470/80 wölbte man den Chor. Das Sakramentshaus trägt die Datierung 1498. Im Chorgewölbe finden sich Schlusssteine mit dem Wappen der Herren von Waldenfels, die sich als Patronatsherren im Kirchenbau eingebracht haben werden. Als die Kapazitäten nicht mehr hinreichten, riss man 1910 das Langhaus weg und baute nebenan eine neue Kirche.
Die Instandsetzung nach dem Abriss des Langhauses hatte aus kunsthistorischer Sicht etwas Gutes. Die seit 1666/67 übertünchten Seccomalereien, die den Chorraum seit etwa 1490 schmückten, traten zutage. Sie gelten als gelungene Symbiose figürlicher und dekorativer Malerei, wie sie vergleichbar in keiner Kirche Oberfrankens realisiert werden konnte: phantasiereiche Ranken und Blüten, dazu ornamentale Spruchbänder umgeben die Gestalten in den Gewölbefeldern, verwandeln den Kirchenraum in eine Laube und lassen den himmlischen Garten erahnen. Integratives Element des himmlischen Gartens ist die realisierte Metapher der Wurzel Jesse. Das Stammbaum-Modell ermöglichte eine organische bildliche Entfaltung in die Höhe und die Fläche gleichermaßen: jedes Element der Ahnenreihe hängt mit den anderen zusammen. In der Stebener Kirche wachsen sechs Paare von Königs- und Prophetengestalten aus Blütenkelchen. Zwischen dem Chorbogen und dem westlichen Schlussstein sprosst Jesse selbst hervor. Ihm korrespondiert in der östlichen Gewölbekappe Maria mit dem Jesusknaben, die “Rose ohne Dorn”, aus einem mit Dornen besetzten Blütenkorb erwächst, ausgestattet mit Zepter und Krone. Auf der Gegenseite gewärtigen wir, wieder einmal, ‘Anna selbdritt’.
Den Heilsversprechen korrespondiert in der Chorbogenlaibung und im westlichen Joch der Nordwand die Verheißung des Gerichts, hier versinnbildlicht durch das Gleichnis von den (leider dezimierten) klugen und den törichten Jungfrauen (Mt25, 1-13): die törichten, die ihr Licht erlöschen ließen, sind an den nach unten gekehrten Lampen zu erkennen. An der Nordwand folgt dann das Weltgericht auf dem Fuße: der Richter thront auf einem Regenbogen, die Weltkugel zu Füßen. Maria und der Lieblingsjünger Johannes bitten für die Menschen, während eine Gruppe Dämonen versucht, sich der Seelen zu bemächtigen. Hinter all dem verblasst die Malerei an den Wänden mit ihrem konventionelleren Sujet, der Passionsgeschichte Christi vom Einzug in Jerusalem bis zur Grablegung, beinahe. Welcher geistliche Kopf das Figurenprogramm mitbestimmte, muss offen bleiben.
Kontakt
Karte
Anreise
Öffentliche Verkehrsmittel
Von Bayreuth über Hof besteht eine regelmäßige Bahnverbindung mit dem Regionalzug von agilis: www.agilis.de Service-Telefon: +49 800 589 28 40
Anfahrt
Sie erreichen Bad Steben über die Anschlusstelle Naila/Selbitz an der Autobahn A 9 (Berlin-Nürnberg) und weiter über die B 173. Von Dresden/Chemnitz kommend, nehmen Sie auf der A 72 die Abfahrt Hof-Nord und fahren in Richtung Naila/Coburg. In Naila biegen Sie rechts nach Bad Steben ab.
Weitere Informationen
Preise
Der Eintritt ist frei. Um Spenden für den Erhalt wird gebeten.