Marktplatz, 4310 Mauthausen, Österreich
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PRANGER (Schandsäule)
Beschreibung
Der Pranger war im 16. und 17. Jh. das Symbol für die niedere Gerichtsbarkeit in Mauthausen.
Er stand ursprünglich gegenüber dem Bräuhaus. Um 1800 wurde - nach der Einstellung dieser Art des Strafvollzuges - der Pranger abgetragen und 1905 zunächst in der Nähe der Heinrichskirche und 1936 am heutigen Standort am Marktplatz aufgestellt. Der 220 cm hohe quadratische Schaft wird von einer Pyramide mit Pinien-Zapfen bekrönt. Alle vier Seiten sind mit Flach-Reliefs versehen. Diese weisen auf verschiedene Delikte hin. Meist handelte es sich um kleine Betrügereien, falsche Gewichte, Raufereien, zänkische Frauen, Falschspielerei und Ähnliches. Die Zeichen konnten den einzelnen Delikten noch nicht zugeordnet werden. Auf einer Seite erkennt man den sogenannten "Armesünder-Kopf". Am oberen Schaft-Ende ist die Zahl 1583 eingemeißelt.
Der Pranger von Mauthausen
Auf dem Marktplatz von Mauthausen herrschte reges Leben. Es war Markttag. Viele Standln waren in langen Reihen aufgestellt. Dort boten Kaufleute und Kleinkrämer ihre Waren an. Vieles gab es zu kaufen: feines Tuch, schönes Leinen, teure Felle und gutes Leder, aber auch allerlei Werkzeug und Lebensmittel, wie Salz, Honig, Getreide und Wein.
Den Kindern gefielen die Leckereien am Besten. Aus allen Teilen des Landes waren Händler gekommen, um hier ein gutes Geschäft zu machen.
Zwischen den Buden drängten sich die Leute. Sie wählten und handelten oft lange, bis sie sich zu einem Kauf entschlossen.
Plötzlich horchte alles auf. Ein lautes Trommelwirbeln tönte über den Platz „Was gibt`s?“ riefen einige. Schon wusste ein Mann zu berichten: „Sie haben einen beim Stehlen erwischt; der muss nun an den Pranger!“
Lisbeth und Georg, die eben noch die schönen ausgelegten Waren bestaunt hatten, rannten auf den oberen Marktplatz zum Pranger. Neben der vier Meter hohen viereckigen Granitsäule, in die allerlei Zeichen eingemeißelt waren, stand der Marktwächter und trommelte das Volk zusammen. Dabei blickte er streng auf den zitternden Mann, der am Pranger angekettet war. Der Dieb hielt sein blasses Gesicht voll Scham zu Boden gesenkt.
Von allen Seiten strömten Neugierige herbei. „Was hat er angestellt?“ flüsterte Lisbeth. Fast hatte sie Mitleid mit ihm. Georg antwortete: „Wahrscheinlich hat er etwas gestohlen und gemeint, im Gedränge würde es niemand bemerken. Aber wir werden es gleich hören, dort kommt schon der Marktschreiber.“
Der Marktschreiber stellte sich vor die Marktwächter. Mit einem Handzeichen gebot er der schaulustigen Menge Ruhe. Dann verkündete er mit lauter Stimme das Urteil, das der Marktrichter über den Dieb verhängt hatte. Der unehrliche Mann musste bis zum Abend am Pranger stehen und so seine Schuld abbüßen.
Nachdem der Schuldspruch verlesen war, schrieen die Umstehenden auf den Verurteilten ein. Sie zeigten mit den Fingern auf ihn und schmähten ihn laut. Der Gefangene musste alles schweigend ertragen. Bis zum Abend wurde er bewacht. Erst nach dem Gebetläuten befreiten die Marktwächter den Dieb von den Ketten. Schleunigst machte er sich aus dem Staub.
Nicht nur Diebe mussten am Pranger stehen. Mauthausen war damals schon ein Markt mit einer Marktordnung, die von allen Einwohnern befolgt werden musste. Jedes Unrecht wurde vom Marktrichter gestraft. Landstreicher, die nicht arbeiten wollten, Händler, die schlechte Ware verkauften oder ein zu kleines Gewicht verwendeten, Leute, die stritten, rauften und sich öffentlich beschimpften und solche, die unmäßig lebten, kamen auch an sie Schandsäule.
In späterer Zeit wurde das Prangerstehen abgeschafft. Die Prangersäulen aber sind in vielen Orten noch erhalten.