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Betonsonne - Kunst unter der Brücke
Die Veranstaltung
Das Projekt „Betonsonne“ ist ein Gemeinschaftswerk der Bildenden Künstlerin Christine Lederer und der Stadt Bludenz.
Den Impuls, den öffentlichen Raum künstlerisch zu nutzen, gab Kulturstadtrat Cenk Dogan. In einem ersten Gespräch konkretisierte sich der Gedanke, den Parkplatz in der Hermann-Sander-Straße zum Schauplatz künstlerischer Auseinandersetzung zu machen. Die Weiterentwicklung der Idee entstand in enger Zusammenarbeit der Künstlerin mit der Stadt Bludenz.
Über einen Zeitraum von rund zwei Jahren entwickelte Christine Lederer mehrere Entwürfe, wobei die besondere Herausforderung bei Kunst im öffentlichen Raum stets auch in der Machbarkeit und der Einholung notwendiger Genehmigungen liegt. Der ursprüngliche Favorit war ein monumentaler Torbogen – als Fragment eines innerstädtischen Symbols an der Peripherie gedacht. Ein heroischer Triumphbogen, der über einer Parkbank thronen sollte – eine Hommage an das Verweilen, an den Moment des Innehaltens inmitten städtischer Betriebsamkeit. Doch Platzmangel und Budgetbeschränkungen machten diese Idee unmöglich.
Im weiteren künstlerischen Prozess rückte Lederers persönlicher Zugang zur Sprache in den Vordergrund. Worte und das Schreiben bilden mit einen Kern ihres Schaffens. Ihre Sprache ist direkt, poetisch und berührt. Sie will etwas mitgeben – auch oder gerade an einem Ort, den man oft nur flüchtig passiert.
Der gewählte Ort – ein vermeintlicher Un-Ort unter einer Brücke – ist rau, urban und in seiner Alltäglichkeit oft übersehen. Gerade hier entsteht die Spannung zwischen dem Sichtbaren und dem Poetischen. Die massiven Betonsäulen, die die Straße nach Bürs tragen, werden von der Künstlerin mit pastellfarbenen Tönen grundiert, abgestimmt auf die Farbwelt der Stadt – fast wie Wohnzimmerfarben. Auf diesen Flächen erscheinen Texte, die wirken wie poetische Graffiti. Sie fragen leise, ob das hier erlaubt ist, und sprechen doch klar von etwas Größerem. Zwischen Beton, Verkehr und Routine tauchen ihre Worte auf – sie erzählen von Mut, Begegnung, Selbstbehauptung und Heilung. Die Säulen werden zu Träger:innen von Emotion, Identität und Erinnerung. Sie verwandeln den Stadtraum in einen poetischen Körper, in dem Sprache zur sanften Intervention wird. Das Projekt lädt dazu ein, Verletzlichkeit als Stärke zu begreifen und das scheinbar Nebensächliche als Raum des Potentials zu erkennen.
„Betonsonne“ ist im Rahmen des Jubiläumsjahrs „Bludenz – Ein Jahr Vielfalt 2024“ entstanden und versteht sich als offene künstlerische Geste, die zur Auseinandersetzung und zum Innehalten einlädt – mitten im Leben, mitten in der Stadt, mitten unter der Brücke.
Lesung von Gedichten und Texten: Judith Batlogg, Lorenz Helfer & Christine Lederer
Musik: Reinold Capelli & Thomas Heel: Gebläse
Ausklang beim FIEROBAD JAZZ mit Ossi Weber & Special Guests
Info
Kontakt
Parkplatz Hermann-Sander-Straße, 6700 Bludenz, Österreich |