Schwierigkeit |
mittel
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Aufstieg
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134 hm |
Abstieg
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134 hm |
Tiefster Punkt | 133 m |
Höchster Punkt | 263 m |
Dauer
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1:57 h |
Strecke
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7,1 km |
Auf der Spur der Schweinheimer Passion
Quelle: Fränkische Nachrichten Verlags-GmbH, Autor: Fränkische Nachrichten
Die Tour
Schweinheim hat Besonderes zu bieten. Das liegt nicht nur an seiner für den Spessart untypischen offenen Tallage, sondern auch an seiner Nähe zur Stadt Aschaffenburg, zu der Schweinheim seit 1939 gehört. Die Kulturlandschaft ist geprägt von einer starken Gestaltung durch den Menschen: Dies ist sichtbar an den verschiedenen Kultivierungsformen am Berg Erbig, an den Bildstöcken und Kreuzwegen oder an der Kirche Maria Geburt, deren moderne Umgestaltung Schweinheim zu einem Zentrum des Gesprächs über die Kirche heute macht. Der rund sieben Kilometer lange Kulturweg „Schweinheimer Passion“, der vom Archäologischen Spessartprojekt erarbeitet wurde, führt all diese Besonderheiten bei einem Rundgang vor Augen.
Jeder Aschaffenburger kennt die drei Kreuze, die von der Höhe bei Schweinheim grüßen. Die Kreuze erinnern an die populären Spessarter Passionsspiele, die in Schweinheim stattfanden. Ab 1919 wurden regelmäßig Aufführungen veranstaltet, die bis ins Jahr 1957 andauerten, außer einigen Unterbrechungen während des Nationalsozialismus. Die Geschichte der drei Kreuze selbst beginnt im Jahr 1948. Damals wurden sie auf dem 256 Meter hohen Sternberg vom Gesellschaftsklub Fidelio errichtet. Die Gründe erläuterte Pfarrer Karl Umenhof bei der Segnung vor Ort. Einerseits sollten sie ein sichtbares Zeichen für die Passionsspiele, andererseits aber auch Mahnmal für die Toten der beiden Weltkriege sowie ein Zeichen des Dankes für die glückliche Rückkehr vieler Schweinheimer Männer aus der Kriegsgefangenschaft sein. Außerdem halten sie die Erinnerung an die Karwoche 1945 wach, als Schweinheim und die Stadt Aschaffenburg vom Sternberg aus von amerikanischen Truppen beschossen wurden.
Der Gesellschaftsklub Fidelio war 1913 gegründet worden und widmete sich besonders dem Wandern und dem Theaterspiel. Letzteres fand vor allem im Winter statt zur Überbrückung der Saisonarbeit. Der Erlös aus den Aufführungen wurde wohltätigen Zwecken zur Verfügung gestellt. Nach den jahrelangen Erfahrungen wagte man sich 1931 an die „Passio Christi“, um damit den Schritt zum Schauspiel zu schaffen. Der Erfolg war überwältigend. Bereits 1931 sahen insgesamt 12 000 Zuschauer die zehn Vorstellungen. Aufgrund des enormen Aufwands fand die nächste Aufführung erst 1934 statt. Bedingt durch die kirchenfeindliche Haltung unter dem Nationalsozialismus konnte an eine Neuauflage der Passionsspiele erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht werden. Unter schwierigen Umständen gelang 1949 der Wiedereinstieg. 1951 wurde die Veranstaltung in „Spessarter Passionsspiele“ umbenannt. Die letzten Passionsspiele wurden 1957 aufgeführt. Geplant war eigentlich ein vierjähriger Rhythmus. Doch die logistischen Herausforderungen waren so enorm, dass sich der Verein Fidelio mit der Organisation überfordert sah. So wurde ein Umzug ins Aschaffenburger Stadttheater erwogen. Doch ohne die direkte Verbindung nach Schweinheim wurde den Passionsspielen die nötige Unterstützung durch viele ehrenamtliche Helfer entzogen.
Erinnerung an Wallfahrt nach Walldürn
An eine lange Tradition der Schweinheimer und ihrer Wallfahrt nach Walldürn zum Heiligen Blut erinnert in der Nähe der ersten Tafel des Kulturwegs ein vier Meter hoher Bildstock, das sogenannte „Weiße Hällsche“. Dieses dürfte wohl im 17. Jahrhundert errichtet worden sein. Im Jahr 1618 hatte der Jesuit Johannes Falko in Aschaffenburg eine Bruderschaft gegründet, mit der er zum ersten Mal zum Heiligen Blut nach Walldürn aufbrach.Sein Nachfolger Gamans berichtet nach dem Dreißigjährigen Krieg in begeisterten Worten ebenfalls von der Wallfahrt nach Walldürn. Bis ins 20. Jahrhundert hinein beteiligten sich die Schweinheimer an der Prozession der Aschaffenburger. In der 20er Jahren gründeten sie ihre eigene Prozession, sichtbar durch eine eigene Fahne und einen eigenen Pilgerstab.
Kreuzung alter örtlicher Verkehrswege
Auf dem Rundweg kommt man auch am Bildstock „Ruhstock“ vorbei, der an der Kreuzung zweier lokaler Verkehrsverbindungen steht: der Bischbergweg, der Schweinheim und Obernau verbindet und der Unterhainer Triebweg, über den von Unterschweinheim früher das Vieh auf den Erbig getrieben wurde. Der Name „Ruhstock“ rührt daher, dass hier die Bäuerinnen ihr Krauttuch („Tuffel“, von „Tuch voll“) auf dem Rückweg aus dem Wald oder von der Weise abgestellt haben. Der Bildstock wird 1648 unter diesem Namen erstmals genannt. Ursprünglich war er aus Holz. 1892 wurde er aus Sandstein neu errichtet. Das Marienrelief, das 1928 von Pfarrer Karl Umenhof angebracht wurde, stammt von dem Münchner Künstler Kaspar Ruppert.
Das "Pädchen" am Hensbach entlang führt zurück in die Ortsmitte. Am Hensbach stand früher eine Reihe von Mühlen.
Info
Karte
Details
Kondition
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Erlebnis
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Landschaft
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Technik |
Beste Jahreszeit
Wegbeschreibung
Start
Schweinheim, BSC-Sportheim, Steinweg 1
Ziel
Schweinheim, BSC-Sportheim, Steinweg 1
Weg
Der Kulturweg „Schweinheimer Passion“ beginnt am BSC-Sportplatz in Schweinheim. Er führt aus dem Stadtteil heraus zu den Heideflächen am Neurod und dann um den Erbig herum zu den bekannten drei Kreuzen auf dem Sternberg, dem wohl schönsten Aussichtsberg von Aschaffenburg. Auf dem weiteren Weg nach Schweinheim zurück folgt nach der Station „Ruhstock“ der Hensbach, der den Wanderer an einem Pfad („Pädchen“) bis ins Dorf begleitet. Nach links erreicht man dann den Dorfplatz und die Kirche von Schweinheim. Die Außenstation am „Frau-Holle-Kreisel“ erzählt von einer alten Spessartsage und ihrem Ursprung.
Der Rundweg ist ausgeschildert mit der Markierung "gelbes EU-Schiffchen auf blauem Grund". Unterwegs erläutern verschiedene Informationstafeln geschichtliche oder landschaftliche Besonderheiten auf diesem Kulturweg.
Weitere Informationen
Internetseite über den Kulturweg: www.schweinheimer-passion.de
Informationen auf der Internetseite des Vereins "Archäologisches Spessartprojekt": http://spessartprojekt.de/kulturwege/aschaffenburg_2/
FN-Touren im Internet: http://www.fnweb.de/fn-themenwelt/fn-touren