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Alte- und neue Pfarrkriche
Quelle: Montafon, Autor: Hermann Wachter
Foto: Christina Wachter, Projekt Loccata
Beschreibung
Spiel mit dem Licht
Alt und neu, barock und modern. Rund 500 Jahre liegen zwischen der alten Pfarrkirche, die im Kern aus dem 15. Jh. stammt und der neuen Pfarrkirche zum Johannes der Täufer von 1960, die direkt nebeneinander stehen. Dahinter bildet die Vandanser Steinwand eine imposante Kulisse für das ungewöhnliche Bild. Die Architektur beider Kirchen spielt im Innenraum kunstvoll mit dem Lichteinfall. Wie eng der Glauben der Montafoner mit Lebens- und Naturereignissen verknüpft war und noch ist, zeigt sich an der Wallfahrtskapelle Venser Bild, der Hubertuskapelle und der Mansaurakapelle Ganeu.
Alte- und neue Pfarrkirche
Im Vandanser Dorfzentrum stehen zwei Kirchen, die das Dorfbild durch ihre kontrastierenden Erscheinungen schmücken. Die frommen Vandanser hatten lange Zeit überhaupt keine eigene Pfarrei, doch schlussendlich wurden – nach einer langen, konfliktreichen Zeit – ihre Unabhängigkeitsbestrebungen belohnt. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in Vandans nach 1945 bot die alte Barockkirche bald nicht mehr genügend Platz. Darüber hinaus befand sie sich in einem äußerst baufälligen Zustand. 1958 begann man mit dem Bau einer neuen Kirche, die 1960 eingeweiht wurde.
Streit um die Vandanser Kirche
Durch ihre junge Entstehungsgeschichte ist die alte Vandanser Kirche an einem Ort erbaut worden, um den sich keine alten Sagen und Mythen ranken. Oftmals wurden während der Zeit der christlichen Bekehrung die Kirchen auf alten vorchristlichen Kultstätten errichtet, um die Missionierung zu erleichtern. Es schien nämlich meist einfacher, die alten Heiligtümer nicht zu zerstören, sondern sie in neue Gotteshäuser zu verwandeln, um an die Stelle der alten Götzen Bilder von christlichen Heiligen zu setzen.
Erst im Jahre 1479 erhielt Vandans eine eigene Kirche, was sich durch das Verhältnis zum Nachbarort Tschagguns erklären lässt: Die dortige Pfarre hatte die Seelsorge in beiden Siedlungen durchzuführen. Dies gestaltete sich als sehr einfach, da die Kirche und der Pfarrhof ungefähr in der Mitte der beiden Dörfer gelegen waren. Im 16. Jahrhundert brachen Streitigkeiten zwischen Tschagguns und Vandans aus. Vandans hatte nämlich die oben genannte neue Kirche erhalten. Es handelte sich dabei um eine Tochterkirche von Tschagguns und wurde somit von einem Kaplan versorgt, der unmittelbar dem Pfarrer der Tschaggunser Mutterkirche unterstand. Diese Kirche war sehr arm und wurde erst allmählich ausgestattet. Anfänglich fehlten Glocken, Kelche, Messbücher, Gewänder, Bilder u.v.m., was die Vandanser sich aber nach einer Sammlung in der Herrschaft Bludenz-Sonnberg anschaffen konnten. In Tschagguns wurde dieses Unterfangen mit Misstrauen beobachtet. Man empfand, dass der Vandanser Teil der Gesamtgemeinde in Hinkunft immer mehr aus der Erhaltung der gemeinsamen Pfarre ausscheiden werde, denn die Vandanser strebten nach Erhalt ihrer Kaplanei deren Selbstständigkeit an und bestärkten so die Tschaggunser in ihren Befürchtungen. Dadurch entstanden Streitigkeiten. Es gab Versuche, diese Streitigkeiten vertraglich zu schlichten, so geschehen in den Jahren 1507, 1509, 1519 und 1530, wobei nur die vertragliche Urkunde von 1519 erhalten geblieben ist. Es dauerte jedoch bis zum Jahre 1651 bis die Vandanser eine eigene Pfarrei erhielten. Damit wurden sie von Tschagguns wenigstens kirchlich unabhängig, die wirtschaftliche Unabhängigkeit erfolgte erst anfangs des 20. Jahrunderts.
Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in Vandans nach 1945 bot die alte Barockkirche bald nicht mehr genügend Platz, darüber hinaus befand sie sich in einem äußerst baufälligen Zustand. 1958 begann man mit dem Bau einer neuen Kirche, die 1960 eingeweiht wurde. Auch dieses Mal, als es um den Erhalt und die Restaurierung der alten Kirche ging, kam es zu einem Konflikt ungeahnter Härte, der sich schließlich aufs gesamte Vorarlberg ausweitete und sogar das Bundesdenkmalamt und das Wissenschaftsministerium involvierte. Glücklicherweise wurde die alte Vandanser Dorfkirche schlussendlich vorbildlich restauriert und am 29. November 1992 feierlich als Friedhofskirche eingeweiht. Dem Diözesanbischof, der die Weihe vornahm, fielen dazu folgende Worte ein: „Möge uns allen die Botschaft verständlich bleiben, die diese so gegensätzlichen Kirchtürme von Vandans vermitteln: Sie stehen friedlich nebeneinander."